Was'n Los Herr Grohe?
Herr Grohe ist Professor des Lehrstuhls für Informatik 7 Logik und Theorie diskreter Systeme.
Zur Person
- Name: Grohe
- Vorname: Martin
- Lehrstuhl: i7
- Familienstand: verheiratet
Fragen
Was’n los: Wo kommen Sie her, und was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe in Freiburg Mathematik studiert und dort auch promoviert. Am Anfang habe ich viel Stochastik gemacht, aber mich da mit einem Professor verkracht. In der Logik waren die alle so nett zu mir, da hab ich lieber Logik gemacht. Als es dann an die Diplomarbeit ging, sagte mein betreuender Professor: “Also Herr Grohe, ich kann Ihnen jetzt entweder so’n verallgemeinerten Quantor geben und da schreiben Sie dann Ihre Diplomarbeit drüber, oder Sie machen etwas über endliche Modelltheorie, da arbeiten wir uns selber gerade erst ein.” Und wenn man so’n Quantor angeboten bekommt, dann entscheidet man sich doch für’s Spannendere.
Ich wollte eigentlich in die Informatik, aber das war nicht so einfach. In Deutschland bin ich auf meine Bewerbungen hin nie auch nur zu einem Vorstellungsvortrag eingeladen worden, ich war ja Mathematiker. “Uber den Umweg mit Chicago hat das dann aber auch geklappt. Anschließ end war ich in Edinburgh (2001-2003), danach an der HU Berlin. Meine Spezialisierung ist ziemlich breit, liegt allerdings im Grenzbereich zwischen Mathematik und Informatik, und es steht damit vielleicht nicht gerade im Mittelpunkt der Informatik. Aber bei Aachen denke ich mir, die sind so groß, da können die sich so’n Spinner leisten.
Was’n los: Und wofür haben Sie sich im Studium interessiert?
Während des Studiums wollte ich Punkrock Musiker werden. Ich spiele Bass. Bands die mir damals gefielen waren unter anderem die Wipers und Dinosaur Jr. Aber in Mathe war ich besser als in Musik.
Was’n los: Spielen Sie heute noch Punkrock?
In meinem Alter macht man Jazz. Aber ich spiele auch nicht mehr so häufig.
Was’n los: Sie könnten ja zusammen mit Herrn Prof. Thomas jammen, er spielt Geige.
Geige und Bass, das passt ja nicht.
Was’n los: Ach, da kann man so Zigeuner-Jazz spielen, das geht schon…
Was’n los: Warum haben Sie sich für Aachen entschieden?
Weil die Studenten besser sind, auch die Kollegen sind gut. War etwas schwierig sich an Berlin zu gewöhnen, Edinburgh war schon sehr toll (ich bin aus privaten Gründen gewechselt)
Was’n los: Wie gefällt es Ihnen in Aachen?
Naja…
Das Wetter ist gar nicht so schlimm, wie alle immer sagen. Aber die Mensa ist schrecklich. Die Uni gefällt mir sehr gut, ich war mir vorher aber nicht sicher, ob es mir hier gefallen würde. Ich finde, die Aachener Informatik hat die stärkste Theorie in Deutschland. Auch sind die Theorieveranstaltungen viel feingliedriger als in Berlin, das gefällt mir. Ohne Familie wäre ich aber nicht nach Aachen gezogen. Mit drei Kindern braucht man ein Haus mit viel Platz. Wenn man das in Berlin will, muss man nach Brandenburg in die Pampa ziehen, da kann man auch nach Aachen ziehen. Allerdings ist das Haus auch viel Arbeit, da muss man zum Beispiel ständig das Laub zusammenfegen. Und dann sind da noch solche Kleinigkeiten, ich hab mich zum Beispiel so dran gewöhnt jeden Abend um 11 einkaufen zu gehen.
Was’n los: Was macht eigentlich ihre Frau?
Sie arbeitet in der Softwareentwicklung für das Gesundheitswesen, vor allem Krankenversicherungen. Total sichere Stelle, weil sich jedes Jahr die Gesetze ändern. ;)
Was’n los: Wie wurden Sie im Kreis der Professoren aufgenommen?
Die Gespräche im Bewerbungsverfahren waren schon sehr angenehm. Sehr viele Professoren sind mir fachlich sehr nah, das bietet natürlich viele Möglichkeiten für Zusammenarbeit.
Was’n los: Worin unterscheiden sich das Studium/die Studierenden heute und zu der Zeit, als Sie studiert haben?
Ich habe Mathe studiert, das ist schonmal anders. Und ich habe in meinem Studium nur eine einzige Klausur geschrieben. In der Retrosperktive verklärt man allerdings auch vieles. Ich glaube so viel hat sich gar nicht geändert.
Was’n los: Wie läuft Ihre erste Vorlesung ?
Meine Vorlesung ist extrem speziell, fast schon abstrus. Aber ich denke, dass man an dieser speziellen Thematik sehr viel lernen kann. Ich habe auch ein Forschungsprojekt in dieser Richtung, da möchte ich natürlich auch Studenten für interessieren.
In Berlin hatte ich oft den Eindruck, je abstruser meine Vorlesungen waren, desto mehr Studenten waren da.
Mir ist hier sehr positiv aufgefallen, dass bei den Studenten mehr Wissen über Datenstrukturen vorhanden ist. Auch bei Seminaren und Proseminaren sind die Studenten hier viel besser vorbereitet. Allerdings waren die Seminare in Berlin auch unbenotet.
Was’n los: Was erwarten Sie von den Studierenden heutzutage? Was fehlt Ihnen?
Nichts weiter, alles in Ordnung.
Was’n los: Was halten Sie von Bachelor/Master? Wo sehen Sie die Chancen/Gefahren?
Ich finde es irgendwie unschön, und es hat gewisse Gefahren. Man muss ja jetzt nach jeder Vorlesung eine Klausur schreiben, so viele Klausuren hatte ich früher nicht.
Was’n los: Was halten Sie von Studien-gebühren/ Studien-konten?
Die gab es in Berlin ja nie. Mein Verhältnis dazu ist zwiespältig. Ich hätte gerne, dass man nichts bezahlt, aber man sich dafür auch anstrengen muss. Man sollte beispielsweise spätestens in der doppelten Regelstudienzeit fertig werden. Ich will einfach, dass das Privileg studieren zu können vernünftig genutzt werden soll. “Es kann jeder Informatik studieren” stimmt einfach nicht, man braucht ein Talent dafür, es ist ein Privileg das studieren zu können. Allerdings ist mir auch nicht klar, warum alle bezahlen sollten.
Was’n los: Was für Erfahrungen haben Sie mit Fachschaften (sowohl aus Professoren-, als auch aus Studentischer Sicht!)?
Kaum, erst in Berlin so wirklich (z.B. als Institutsdirektor bei der KIF). Als ich nach Berlin kam, war gerade Streik. Da habe ich eine Vorlesung auf dem Alexanderplatz gehalten. Informatikfachschaften sind meiner Erfahrung nach eher pragmatisch. Institutsdirektor zu sein hat mir keinen Spaß gemacht, das ist ein Scheiß job. Allgemein bin ich nicht so ein Gremienmensch.
Was’n los: Waren Sie mal in der stud. Selbstverwaltung aktiv?
Ich war selbst in der Fachschaft (87′). Ich war nicht so super aktiv… also na klar, alle zwei Jahre wurde natürlich gestreikt an der Uni. Der Golfkriegstreik zum Beispiel. Irgendwas haben wir auch besetzt.
Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze:
Was’n los: Wenn ich eine Entscheidung als Landesbildungsminister treffen dürfte, dann würde ich …
mehr an den Schulen machen. Da läuft mehr schief als an den Unis. Man muss lernen, dass manche Sachen nicht immer Spaß machen – z.B. Rechtschreibung und Mathematik.
Was’n los: Als Rektor der RWTH würde ich …
Nicht nur erzählen wie viele Drittmittel wir einwerben (Forschungsleistung wird nach Drittmitteln bewertet, das ist ein idiotisches System. Man ist gut wenn man viel Geld ausgibt).
Was’n los: Neben der Forschung interessiere ich mich für …
Musik, Bücher (“Against the Day” von Thomas Pynchon wollte ich mal verpflichtend für alle meine Doktoranden machen).
Was’n los: Ich wollte schon immer mal …
Mal wieder einen Tag nichts tun (Meine Frau hat mal festgestellt, dass ich das eigentlich nicht mehr kann).
Was’n los: wir danken für das Gespräch.