Was'n Los Herr Gross?

Seit gut einem Jahr ist James Gross nun Juniorprofessor in der Informatik. Gelegenheit genug für uns, ihn in die Fachschaft zu einem Interview einzuladen.

James Gross

Zur Person

  • Name: Gross
  • Vorname: James
  • Lehrstuhl: Nachwuchsgruppe Mobile Network Performance (UMIC)
  • Familienstand: verheiratet, eine Tochter

Fragen

Was’n los: Wo kommen Sie her, und was haben Sie vorher gemacht?

Gross: Eigentlich komme ich aus Berlin. Ich habe vorher an der TU Berlin gearbeitet und zwar hauptsächlich auf dem gleichen Gebiet.

Was’n los: Warum haben Sie sich für Aachen entschieden?

Gross: Die RWTH bietet ein sehr gutes universitäres Umfeld sowie die Möglichkeit, am Exzellenzcluster mitzuarbeiten. Außerdem wollte ich nach 17 Jahren in Berlin auch mal was anderes sehen. Hier bekam ich nicht nur eine Juniorprofessur sondern auch noch eine Nachwuchsgruppe angeboten.

Was’n los: Wie gefällt es Ihnen in Aachen?

Gross: Super. Aachen ist ein bisschen klein und passt in den grünen Bereich des Tiergartens. Früher bin ich dort zum trainieren einmal außenrum gelaufen. Außerdem vermisse ich das KaDeWe – egal was man braucht, man muss nur in ein Geschäft. Sowas habe ich in Aachen noch nicht gefunden. Dafür hat Aachen auch seine Reize: Die Wege sind sehr kurz, man erreicht zu Fuß meinen Arbeitsplatz, den Arbeitsplatz meiner Frau sowie den Kindergarten innerhalb weniger Minuten. In Berlin ist das unvorstellbar. Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den Niederlanden, insbesonder zu Maastricht, wohin wir gerne Ausflüge unternehmen. Zur Uni selber muss man nicht viel sagen, das Lehr- und Forschungsumfeld ist einfach optimal.

Was’n los: Wie wurden Sie im Kreis der ProfessorInnen aufgenommen?

Gross: Sehr nett. Ich bin ja schon seit Januar hier und, soweit ich weiss, der zweite und der dritte Juniorprofessor in der Informatik. Die Informatik-Professoren sind sehr offen und sympathisch, dass macht die Eingewöhnung sehr angenehm.

Was’n los: Wie schwierig ist es, wissenschaftliche MitarbeiterInnen zu finden?

Gross: Einfach. Ich hatte zwei Stellen zu besetzen, die konnte ich aus meinem “Privatfundus” mit Leuten aus Berlin besetzen. Aber seit ich hier bin, habe ich auch schon ungefähr zehn Initiativbewerbungen erhalten, darunter auch von einigen sehr guten Leuten.

Was’n los: Was sind Ihre Lehr- und Forschungsgebiete? Wie ordnen sich diese in das bisherige Angebot ein?

Gross: Grundsätzlich beschäftige ich mich mit der Kommunikation in drahtlosen Datennetzen. Dabei bin ich vom Ansatz her kein reiner Informatiker sondern forsche in der Schnittmenge von Informatik, Mathematik und Elektrotechnik. An der RWTH haben wir in meinem Bereich mit Spaniol, Wehrle, Walke und Mähönen schon ein sehr reichhaltiges Angebot. Da ist es gerade für jemand neues natürlich schwierig, einen noch nicht abgedeckten Bereich zufinden und man wird etwas in die Randgebiete gedrängt (insbesondere in der Lehre). Ansonsten herrscht ein friedvolles nebenher forschen und kooperieren wobei man natürlich auch manches Mal in eine normale Konkurrenzsituation tritt.

Was’n los: Worin unterscheiden sich das Studium/die Studierenden heute und zu der Zeit, als Sie studiert haben?

Gross: Damals als ich studiert habe, haben alle noch gut gehört und gearbeitet (lacht). Aber jetzt mal im Ernst: Tatsächlich gibt es meines Erachtens auf Grund des demographischen Wandels immer weniger Konkurrenz unter den Studierenden. Das ist schade. Außerdem wird das, was Studierende können, immer weniger – zumindest habe ich den Eindruck.

Was’n los: Wie laufen die ersten Vorlesungen?

Gross: Meine erste Vorlesung im Sommersemester lief gut. Es waren ein bisschen wenig Leute da, aber das passiert halt, wenn man neu ist.

Was’n los: Halten Sie die Vorlesungen lieber auf deutsch oder auf englisch?

Gross: Mir ist das vollkommen egal. Wenn es nach mir geht, könnte man auch die eine Hälfte auf deutsch und die andere auf englisch machen. Hier an der RWTH mit unseren internationalen Studiengängen ist englisch aber meist die günstigere Wahl.

Was’n los: Was erwarten Sie von den Studierenden heutzutage? Was fehlt Ihnen?

Gross: Ach, das kann man nicht so sagen. Das Studium ist ja eigentlich die Phase, in der man vieles ausprobieren kann und deshalb sollte man Neugierde auf jeden Fall mitbringen. Das ist das wichtigste.

Was’n los: Wie lange haben Sie studiert?

Gross: Fünf Jahre, davon ein Jahr in Amerika (University of California, San Diego). In Amerika ist das System anders als in Deutschland. Dort hat man eine Bildungsmaschinerie, in der man viel bezahlt aber auch viel lernt. Zeit zum rumliegen am Strand und Surfen hatte ich in San Diego aber auch mal.

Was’n los: Die Auswahl der Studierenden läuft in Amerika doch auch anders?

Gross: Das stimmt, in Amerika traut man den Highschool-Abschlüssen nicht über den Weg. Deshalb machen da alle einen zentralen Aufnahmetest, die eine vergleichbare Punktzahl produziert. Was auch in Amerika ganz anders ist, ist die Bedeutung der sozialen Kontakte. Einerseits zahlen Alumni Stipendien, diese sind zum Teil zweckgebunden für z.B. Personen mit gleicher Herkunft. Das ist natürlich in Deutschland ganz anders und lässt sich so auch nicht direkt auf Deutschland übertragen.

Was’n los: Was halten Sie von der Entwicklung der AnfängerInnenzahlen?

Gross: Zu der aktuellen Entwicklung kann ich nicht viel sagen – mir sind die Zahlen nicht bekannt. Ich finde aber allgemein, dass die RWTH sich agressiver positionieren sollte, denn die RWTH ist als Marke in der Welt sehr populär. Deshalb sollten wir hier auf Studiengebühren verzichten, und aus allen Bewerbern die Besten aussuchen.

Was’n los: Hatten Sie viel Freizeit während des Studiums?

Gross: Ich habe immer das gemacht, was mich gerade so interessiert hat. Dabei habe ich mein Studium nicht so sehr als Arbeit aufgefasst.

Was’n los: Welche Vorlesung würden Sie gerne mal halten?

Gross: Ich würde eigentlich gerne mal einen geschlossenen Zyklus zu Computernetzen anbieten, aber das ist eine grosse Aufgabe, die man nur über mehrere Jahre lösen kann. Darüberhinaus fände ich eine Vorlesung über Unternehmertum reizvoll.

Was’n los: Was halten Sie von Bachelor/Master?

Gross: Ich finde es eine gute Sache, dass man nach dem Bachelor den Schwerpunkt verlegen kann. Aber eigentlich muss man das im Rahmen der gesamten Ausbildung sehen. Ich habe das z.B. bei mir selber gemerkt, dass ich mich in der Oberstufe in Mathe total gelangweilt und Skat gespielt habe, in Deutsch aber überfordert war. Daher denke ich, man sollte schon deutlich früher, also in der Schule, anfangen zu differenzieren und dies stärker tun als es bisher in den Schulen umgesetzt wird.

Was’n los: Wo sehen Sie die Chancen/Gefahren?

Gross: Ich finde es sehr schwer, die Folgen jetzt schon abzusehen. Theoretisch sollte eine “breitere” und flexiblere Ausbildung ermöglicht werden die aber zu lasten der Spezialisierung gehen könnte.

Was’n los: Was halten Sie von der Verwendung der Studienbeiträge in der Informatik?

Gross: Soweit ich weiss, werden die Gebühren bisher hauptsächlich für zusätzliche Lehrangebote verwendet. Das finde ich gut. Allerdings denke ich, dass Studiengebühren nur dann funktionieren im Sinne der deutlichen Verbesserung der Lehre, wenn die Beiträge sehr viel höher sind. Dann könnten die Studierenden auch exzellente Vorlesungen fordern. Alternativ sollte es gar keine Gebühren geben.

Was’n los: Was für Erfahrungen haben Sie mit Fachschaften (sowohl aus Professoren- als auch aus studentischer Sicht!)?

Gross: Als Professor habe ich bislang natürlich nur gute Erfahrungen gemacht (lacht). In Berlin hingegen war die Fachschaft lange Zeit etwas unstrukturiert und wenig transparent nach aussen. Prinzipiell finde ich die Idee aber gut.

Was’n los: Waren Sie mal in der studentischen Selbstverwaltung aktiv?

Gross: Nein.

Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze:

Was’n los: Wenn ich eine Entscheidung als Landesbildungsminister treffen dürfte, dann würde ich …

Gross: … viel weniger Geld für die Verwaltung und mehr für Forschung und Lehre ausgeben.

Was’n los: Als Rektor der RWTH würde ich …

Gross: … eine gute Zeit haben.

Was’n los: Wenn ich ein Superheld wäre, dann könnte ich …

Gross: … doch immer noch nicht die fundamentalen Rahmenbedingungen ändern.

Was’n los: Neben der Forschung interessiere ich mich für …

Gross: … Literatur, Geschichte, Sport und meine Familie. Früher habe ich ernsthaft Triathlon betrieben, also so richtig mit um die Wette und acht Stunden lang.

Was’n los: Ich wollte schon immer mal …

Gross: … so vieles. Und wissen, was damals in Roswell passiert ist und wer Kennedy wirklich erschossen hat.

Was’n los: Wir danken für das Gespräch.