Was'n Los Herr Vöcking?

Vor einiger Zeit kam Herr Vöcking als neuer Professor in der Informatik zu uns an die RWTH. Vor kurzem besuchte Herr Vöcking die Fachschaft wo wir ihn interviewten.

Zur Person

Name: Vöcking Vorname: Berthold Lehrstuhl: Informatik I – Algorithmen und Komplexität Familienstand: ledig

Fragen

Was’n los: Wo kommen Sie her und was haben Sie vorher gemacht?

Vöcking: Ich habe von 1990-95 in Paderborn studiert und anschließend 1998 dort promoviert. Danach war ich ein Jahr in Berkeley, Kalifornien. Ab Anfang 2000 war ich dann als “assistant professor” in Massachusetts und ab Mitte des Jahres am Max-Planck-Institut für Informatik (MPII) in Saarbrücken und dann an der Uni Dortmund.

Was’n los: Warum haben Sie sich für Aachen entschieden?

Vöcking: (lacht) Die anderen wollten mich nicht. Nein, eigentlich war das ein glücklicher Zufall. Ich bin ursprünglich aus Westfalen und empfinde es als sehr angenehm, dass ich von hieraus meine Eltern und Freunde gut besuchen kann. Außerdem hat die TH eine große und gute Informatik.

Was’n los: Wie gefällt es Ihnen in Aachen?

Vöcking: Aachen ist eine schöne Stadt; (lacht) auf jeden Fall auch schöner als Dortmund. Insgesamt ist das Flair hier viel netter, denn irgendwie ist Aachen doch ein großes Dorf.

Was’n los: Wie wurden Sie im Kreise der Professoren aufgenommen?

Vöcking: (lacht) Die haben mir alle auf die Schulter geklopft. Nein, am besten ihr fragt in einem Jahr noch mal; immerhin bin ich gerade mal zwei Monate hier. Insgesamt ist mein erster Eindruck positiv. Die Atmosphäre ist kooperativ aber gleichzeitig direkt und kollegial.

Was’n los: Wie schwierig ist es, wissenschaftliche Mitarbeiter zu finden?

Vöcking: Das ist bestimmt nicht einfach, betrifft mich aber jetzt gerade nicht, da eigentlich alle meiner Mitarbeiter aus Dortmund gerne mit nach Aachen gekommen sind.

Was’n los: Was sind Ihre Lehr- und Forschungsgebiete? Wie ordnen sich diese in das bisherige Angebot ein?

Vöcking: Der Bereich heißt “Algorithmen und Komplexität” mit Schwerpunkt Algorithmen und ist der theoretischen Informatik zugeordnet. Ich sehe mich aber selber nicht als reinen Theoretiker. Ich mag den Praxisbezug als Motivationshilfe für mich und die Studenten. Es gibt aber auch theoretische Fragestellungen, die sind aus sich heraus interessant. Ich greife mal ein Forschungsprojekt mit direktem Praxisbezug heraus. Gemeinsam mit einigen Doktoranden beschäftige ich mich mit der Analyse von Heuristiken für typische Eingaben. Der Worst-Case ist verhältnismäßig einfach zu modellieren. Aber die Wirklichkeit sieht sehr oft anders aus. Da kann es sein, dass Probleme die im Worst-Case beweisbar hart sind (module P != NP) in der Praxis effizient gelöst werden können. Wir untersuchen derartige Problem unter wahrscheinlichkeitstheoretischen Gesichtspunkten.

Was’n los: Worin unterscheidet sich das Studium heute und zu der Zeit, als Sie studiert haben?

Vöcking: Es sind die Spezialveranstaltungen die sich hauptsächlich verändern. Im Grundstudium sehe ich wenig Bewegung, da die Grundlagen, die man dort vermittelt, relativ konstant geblieben ist. Im Hauptstudium sehe ich z.T. Themenverschiebungen. Z.B. waren Approximationsalgorithmen vor 10 Jahren noch nicht so relevant.

Was’n los: Wie läuft Ihre erste Vorlesung?

Vöcking: In der Vorlesung sitzen etwa 80 Studenten. Deshalb ist es schwer einzelne Gesichter zuzuordnen und wiederzuerkennen. Trotzdem versuche ich mit den Studenten zu kommunizieren und sie anzusprechen. Ich wünsche mir einfach eine Vorlesung mit genügend Interaktion, habe aber insgesamt den Anspruch, dass ich erklären möchte und neben technischen Details auch Intuition vermitteln möchte. Dabei will ich mich nicht hinter Formalismen verstecken; ich erkläre lieber die Idee. Trotzdem kann man sich nicht nur auf Intuitionen verlassen. Sie können auch trügerisch sein.

Was’n los: Halten Sie die Vorlesungen lieber auf deutsch oder auf englisch?

Vöcking: Ich halte Vorlesungen eigentlich lieber auf deutsch; kann und werde aber auch einige Hauptstudiumsveranstaltungen auf Englisch halten. Bei Vorlesungen auf Englisch sehe ich die Schwierigkeit, dass zu dem Stoff zusätzlich die Sprache eine Herausforderung darstellt, insbesondere für die Interaktion mit den deutschsprachigen Studenten, denn es ist natürlich einfacher für sie Fragen auf deutsch als auf englisch zu formulieren. Beim Anspruch der RWTH eine international agierende Hochschule zu sein, entsteht da natürlich ein Konflikt. Nichtsdestotrotz sollte das Grundstudium in Deutsch gehalten werden.

Was’n los: Was erwarten Sie von den Studierenden heutzutage? Was fehlt ihnen?

Vöcking: (Pause) Ich wünsche mir keine Superstreber – auch wenn die Hochschule natürlich Elite-Studis möchte. Ich erwarte einfach Studenten, die mit Verstand an die Sache herangehen, Talent haben und neben den Studium auch ein paar andere Interessen haben. Außerdem lasse ich mich auch sehr gerne von Studenten begeistern.

Was’n los: Hatten Sie viel Freizeit während des Studiums?

Vöcking: Eigentlich ja, auf jeden Fall mehr als jetzt.

Was’n los: Was halten Sie von Bachelor / Master? Wo sehen Sie die Chancen / Gefahren?

Vöcking: (lacht) … sage nicht, was ich davon halte, oder doch. Mit dem Diplom gibt man natürlich eine Menge auf. Letztlich bieten Bachelor und Master aber auch Chancen! (lacht) Mein Eindruck ist, dass mancher Student froh wäre, wenn er zwischendurch die Möglichkeit zum qualifizierten Absprung hätte. Das gibt es im gewissen Sinne mit dem Bachelor. Diejenigen, die weiter studieren wollen, können dann den Master erwerben. Im Gegensatz zu den durch die Politik vorgegebenen Richtlinien sollte jedoch der Master und nicht der Bachelor der Standardabschluss sein.

Was’n los: Was halten Sie von Studiengebühren / Studienkonten?

Vöcking: Grundsätzlich möchte ich mich nicht mehr dagegen aussprechen, auch wenn ich jahrelang dagegen war. Letztlich muss man sich die Frage stellen, wieviele der eingeschriebenen Studenten denn wirklich studieren. In einigen Fällen wird hier sicher Missbrauch betrieben, den man vielleicht mit Studiengebühren verhindern kann. Die erhobenen Gebühren sollten lenkend eingesetzt werden und natürlich dort zugutekommen, wo sie gezahlt werden, und nicht zur Erhöhung der allgemeinen Steuereinnahmen dienen. Zudem könnten Studiengebühren zur Wertschätzung des Studiums beitragen und damit zu einem sinnvolleren Einsatz der Ressourcen führen.

Was’n los: Was für Erfahrungen haben Sie mit Fachschaften (sowohl aus Professoren, als auch aus studentischer Sicht)?

Vöcking: Als Student hatte ich kaum Kontakte zur aktiven FS; als wissenschaftlicher Mitarbeiter dann aber über Bekannte.

Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze:

Was’n los: Wenn ich eine Entscheidung als Landesbildungsminister treffen dürfte, dann würde ich…

Vöcking: (überleg … überleg) … die bürokratischen Aufgaben für die Professoren reduzieren. Das ist dringend nötig. … (lacht) eigentlich hätte ich da gleich drauf kommen sollen.

Was’n los: Als Rektor der RWTH würde ich…

Vöcking: … die FS mit neuen Räumen ausstatten. Man hat ja fast schon ein bisschen Angst das Gebäude zu betreten.

Was’n los: Neben der Forschung interessiere ich mich für…

Vöcking: Fahrradfahren, Fußball, Politik (letztere beiden Punkte aber nur als Zuschauer)

Was’n los: Ich wollte schon immer mal…

Vöcking: wieder sechs Wochen Sommerferien haben.

Was’n los: Wir danken für das Gespräch.