Was'n Los Herr Wiebusch?
Vor einiger Zeit kam Herr Wiebusch als neuer Professor in der Physik zu uns an die RWTH. Im Mai besuchte Herr Wiebusch die Fachschaft wo wir ihn interviewten.
Die Antworten sind eher sinngemäß als wörtlich wiedergegeben.
Zur Person
- Name: Wiebusch
- Vorname: Christopher
- Lehrstuhl: III Physikalisches Institut B
- Familienstand: Verheiratet
Fragen
Was’n los: Wo kommen Sie her, und was haben Sie vorher gemacht?
Wiebusch: Das Studium bis einschließlich der Promotion 1995 fand in Aachen statt. Danach ging es als PostDoc an’s DESY in Berlin und anschließend ans CERN in Genf. Die schließlich letzte Stelle, vor der Rückkehr nach Aachen war als Assistent an der Universität Wuppertal.
Was’n los: Wie gefällt es Ihnen in Aachen?
Wiebusch: Gut, ich hab ja schließlich zehn Jahre hier gelebt.
Was’n los: Wie wurden Sie im Kreis der Professoren aufgenommen?
Wiebusch: Die Aufnahme war sehr nett. Es herrscht eine gute Grundstimmung zwischen den Professoren. Ein Lob auch für die Verwaltung, die ist sehr hilfsbereit und versucht sich in die Probleme hineinzudenken.
Was’n los: Wie finden sie es, dass einige ihrer ehemaligen Dozenten jetzt Kollegen sind?
Wiebusch: Am Anfang war es etwas seltsam, aber es sind 10 Jahre seit meiner Promotion vergangen. Das ist viel Zeit in der sich einiges Verändern kann.
Was’n los: Wie schwierig ist es, wissenschaftliche Mitarbeiter zu finden?
Wiebusch: Das läuft etwas langsamer an als erhofft, aber das ist normal. Insgesamt bin ich zufrieden. Den größeren Teil der Studierenden zieht es wohl in Richtung der Festkörperphysik, obwohl meiner Meinung nach die Jobaussichten in der Teilchenphysik ähnlich sind. Und das noch nachdem ca. 25 % ihre Diplomarbeit außerhalb der Uni schreiben.
Was’n los: Was sind Ihre Lehr- und Forschungsgebiete? Wie ordnen sich diese in das bisherige Angebot ein?
Wiebusch: Ich forsche auf dem Gebiet der Astroteilchenphysik. Im Speziellen arbeite ich an Neutrinoexperimenten wie IceCube, bei dem große Teile des Südpols als Detektor verwendet werden. Wir suchen dabei nach Neutrinos, die in kosmischen Quellen erzeugt werden. In einem zweiten Projekt: DoubleChooz, das Herr Stahl, Herr Roth und ich gemeinsam verfolgen, versuchen wir Oszillationen von Neutrinos besser zu verstehen.
Was’n los: Worin unterscheiden sich das Studium/die Studierenden heute und zu der Zeit, als Sie studiert haben?
Wiebusch: Zum einen sind die Studierenden heute zielorientierter und wissen genauer was sie wollen, zum anderen sind sie auch sehr diszipliniert. Praktisch äußert sich das durch weniger Papierflieger im Hörsaal und größere Pünklichkeit. Das könnte möglicherweise durch den größeren Druck aufgrund der Globalisierung und des Bachelors erklärt werden, oder durch die besseren Berufsaussichten bei einer Promotion unter 30.
Was’n los: Wie läuft die Experimentalphysikvorlesung?
Wiebusch: Die Studierenden sind unerwartet diszipliniert. Manchmal ist es richtig leise im Hörsaal. Die Herausforderung bei einer Nebenfachvorlesung sind die unterschiedlichen Vorkenntnisse, vor allem in der Mathematik. Ein weiteres Problem ist momentan das Prüfungsgewirr im Bachelor.
Was’n los: Halten Sie die Vorlesungen lieber auf deutsch oder auf englisch?
Wiebusch: Das ist mir egal. Auf Englisch ist etwas einfacher da die ganze Fachliteratur in Englisch ist. Bei Vorträgen macht es keinen großen Unterschied.
Was’n los: Was erwarten Sie von den Studierenden heutzutage? Was fehlt ihnen?
Wiebusch: Insgesamt bin ich mit den Studierenden zufrieden. Wichtig für die Physik ist eine hohe Motivation – der Rest ergibt sich meistens von selbst. Die Hemmschwelle Fragen zu stellen ist oft viel zu hoch.
Was’n los: Wie lange haben sie studiert?
Wiebusch: Insgesamt 12 Semester. Allerdings 2,25 Jahre davon mit der Diplomarbeit zugebracht. Damals waren die Diplomarbeiten auf deutlich höherem Niveau. Dies ist allerdings nicht mehr international konkurrenzfähig.
Was’n los: Hatten sie viel Freizeit während des Studiums?
Wiebusch: Ja es war ok. Das Studium hat viel Spaß gemacht, nicht so wie in der Schule. Richtig gut wurde es dann mit der Diplomarbeit.
Was’n los: Welche Vorlesung würden sie gerne mal halten?
Wiebusch: Astronomie und Astrophysik, was ich im Sommersemester 2008 lesen werde.
Was’n los: Was halten Sie von Bachelor/Master?
Wiebusch: Das ist eine gesellschaftliche Realität. Allerdings war das Diplom sehr gut, ich sah da keinen Handlungsbedarf
Was’n los: Wo sehen sie die Chancen/Gefahren?
Wiebusch: Der neue Studiengang ist relativ hart, da zu jeder Vorlesung Prüfungen stattfinden, die für die Endnote relevant sind der Leistungsdruck ist größer. Weiter konkurieren die Bachelor auf dem Arbeitsmarkt mit den FH-Absolventen und das Betreuungsproblem bei der Bachelorarbeit ist auch noch zu lösen.
Was’n los: Was halten sie von der Verwendung der Studienbeiträge in der Physik?
Wiebusch: Ich bin kein Freund von Studienbeiträgen, denn der freie Zugang zu Bildung war eine große Errungenschaft. Dennoch helfen die zusätzlichen Mittel enorm, da ein Großteil der Praktikumsausrüstung hoffnungslos veraltet ist. In der Physik speziell ist der Umgang mit dem Geld sehr vernünftig, weil die Professoren mit den Studierenden an einem Strang ziehen.
Was’n los: Was für Erfahrungen haben Sie mit Fachschaften (sowohl aus Professoren, als auch aus Studentischer Sicht!)?
Wiebusch: Als Prof noch keine. In Wuppertal war die Fachschaft ein 1-Mann-Betrieb.
Was’n los: Waren Sie mal in der stud. Selbstverwaltung aktiv?
Wiebusch: Aktiv war ich nicht, aber Sympatisant.
Vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze:
Was’n los: Wenn ich eine Entscheidung als Landesbildungsminister treffen dürfte, dann würde ich…
Wiebusch: Die Ausstattung der Universitäten verbessern.
Was’n los: Als Rektor der RWTH würde ich…
Wiebusch: Die Exzellenzinitiative schaffen.
Was’n los: Wenn ich ein Superheld wäre, dann könnte ich…
Wiebusch: Es gibt keine Superhelden.
Was’n los: Neben der Forschung interessiere ich mich für…
Wiebusch: An der Uni für die Studenten, und privat für meine Familie.
Was’n los: Ich wollte schon immer mal…
Wiebusch: In der Fachschaft Kaffee trinken.
Was’n los: Wir danken für das Gespräch.